care | INCI-Wiki (4): Dimethicone

Mittwochs gibt es an dieser Stelle einen „INCI-Wiki“ Eintrag, in dem jeweils ein mehr oder weniger gängiger Inhaltsstoff in Hautpflegeprodukten beleuchtet wird. Mit der Zeit entwickelt sich so ein Kompendium, das Euch Inhaltsstoffe und deren wichtigste Facts bereitstellt.

Heute schauen wir uns einen Vertreter aus der Reihe der Silikone an. In Hautpflegeprodukten gehören Silikone neben Alkohol, Duft- und Konservierungsstoffen, eindeutig in die Gruppe der heiß disskutierten Inhaltsstoffe. Entweder dafür oder dagegen, schwarz oder weiß. Einen Konsens scheint es für die Vertreter der einzelnen Lager kaum zu geben. Aber lest selber und lasst mich wissen, wie ihr zu Dimethicone (oder allgemein zu Silikonen) in der Hautpflege steht.

Kategorie

Okklusivum

Chemische Bezeichnung

Polydimethylsiloxane, Dimethylpolysiloxan, 2-Dimethylsiloxanglycol-copolymer

Derivate und INCIs

Dimethicone ist ein Polymer auf Siliciumbasis und zählt als einfachstes Silikonöl zu den Siloxanen. Polymere bezeichnen chemische Verbindungen, die sich aus wiederkehrenden Bausteinen zusammensetzen. Wieviele dieser Bausteine aneinandergeknüft werden, bestimmt letztendlich die Eigenschaften des Dimethicons. Je mehr Bausteine, desto fester wird das Dimethicone. Je weniger Bausteine, desto flüssiger wird es.

Wirkungsweise

  • glättet die Haut und macht sie geschmeidig
  • hautpflegend und hautschützend
  • Verminderung des transepidermalen Wasserverlusts (transepidermal water loss = TEWL) durch Ausbildung einer Hydratationsbarriere auf der Haut [1]
  • Milderung feiner Falten durch einen temporären Aufpolstereffekt
  • Reduziert Rötungen, die im Zusammenhang mit Rosacea entstehen und kann antientzündlich wirken [2]
  • Linderung der Symptome bei Kontaktdermatitis oder bei SLS (Sodiumlaurylsulfate, starkes Tensid) induzierten Hautreizungen [3]
  • Emolliens
  • in Shampoos und Conditionern sorgt Dimethicone für eine Glättung der Haarstruktur, einen seidigen Glanz und Kämmbarkeit.

Einsatzkonzentration

0.005-30%

Formulierung

Der Zusatz von Dimethicone kann zu einer Verbesserung der kosmetischen Akzeptanz in Pflegeprodukten führen, daher ist es auch häufig in topischen Kosmetika anzutreffen [4]. Durch seine entzündungshemmende Wirkung, wird Dimethicone auch häufig mit Inhaltsstoffen kombiniert, die als reizend bekannt sind.

Funfact

Dimethicone ist ein farbloser, durchsichtiger und ungiftiger Stoff. Zudem ist Dimethicone chemisch inert, also sehr reaktionssträge. Das hat den unmittelbaren Vorteil, dass Dimethicone im Gegensatz zu natürlichen Ölen nicht oxidieren und ranzig werden kann, das Produkt bleibt länger stabil und besitzt eine gute Haltbarkeit.

Dreamteam

In Narbengels ist vor allem die Kombination von Dimethicone mit einem Lichtschutzfakor sinnvoll. Denn die Narbenheilung ist von verschiedenen Faktoren abhängig wie z.B. UV-Strahlung und Feuchtigkeit. Ein Sonnenschutz verhindert die  Entstehung unschöner Pigmentierungen, während Dimethicone den Feuchtigkeitsverlust vermindert. Auch der Zusatz von Vitamin E kann das Erscheinungsbild von Narben deutlich verbessern [5]

Good to know

Regelmäßig spalten sich die Lager, wenn es um Silikon in Hautpflegeprodukten geht. Die einen sagen pfui, die anderen hui. Es ist richtig, dass Silikonöle auf der Haut verbleiben und nicht einziehen. Aufgrund ihrer chemischen Beschaffenheit, unterscheiden sie sich grundlegend von den hauteigenen Lipiden, daher können sie die Hautbarriere nicht durchqueren und liegen als Film auf der Haut auf (Okklusion). Dieser Film hat einen glättenden Effekt und vermittelt ein scheinbar gutes Hautgefühl. In der medizinischen Wund- und Narbenversorgung macht man sich diesen Effekt zu nutze.

Richtig ist: ein (okklusiver) Film aus Silikon auf der Haut reduziert den Verlust der hauteigenen Feuchtigkeit. Verbleibt das Wasser also anstatt zu verdampfen in der obersten Hautschicht, wird man schnell einen Effekt feststellen. Denn je mehr Wasser in der Haut, desto praller und frischer sieht sie aus. Ab und zu, z.B. über Nacht angewendet, kann eine okklusive Pflege als Abschluss einer gelayerten Pflegeroutine durchaus sinnvoll sein.

Richtig ist aber auch: Die zurückgehaltene Feuchtigkeit (Schweiss) führt dazu, dass die obersten Hautschichten langfristig aufquellen. Verwendet man gleichzeitig fettlösende  Waschlösungen oder -gels, trägt man die aufgequollene Hautschicht ab und reduziert so die Hautfeuchtigkeit schneller.

Jedoch sind nicht alle Silikone per se vollumfänglich okklusiv. Zurückkommend auf Dimethicone ist inzwischen bestätigt, dass Dimethicone eine hohe Wasserdampfdurchlässigkeit besitzen [6].

 

Literaturangaben

[1] Draelos ZD. New treatments for restoring impaired epidermal barrier permeability: skin barrier repair creams. Clin Dermatol. (2012)

[2] Ingram RJ, et. al. Dimethicone barrier cream prevents infection of human skin by schistosome cercariae: evidence from Franz cell studies. J Parasitol. (2002)

[3] Zhai H, et. al. A bioengineering study on the efficacy of a skin protectant lotion in preventing SLS-induced dermatitis. Skin Res Technol. (2000)

[4] Lemaitre-Aghazarian V, et. al. Texture optimization of water-in-oil emulsions. Pharm Dev Technol. (2004)

[5] Palmieri B, Gozzi G, Palmieri G. Vitamin E added silicone gel sheets for treatment of hypertrophic scars and keloids. Int J Dermatol. (1995)

[6] Garaud et al., SOFW 12-2014, S. 28-37. „Silikone als ungefährliche Stoffe zum Erhalt des natürlichen Feuchtehaushalts und zum Schutz der Haut gegen Belastung durch Partikel“.

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9 thoughts on “care | INCI-Wiki (4): Dimethicone

  • Hui, spannender Artikel vielen Dank!
    Bei Silikonen scheint es wirklich so ein s/w-Denken zu geben, und ich nehme mich da überhaupt nicht von aus.
    „Früher“ habe ich mir munter alles auf Haut und Haare geklatscht, was schick aussah und gut roch. Dann kam die Wende zur Naturkosmetik und Silikone wurden verteufelt.
    Für die Umwelt und somit Nachhaltigkeit ist es wirklich schwierig mit dem Gebrauch von Silikonen. Aber in puncto Haut-und Haarpflege sollte man da etwas differenzierter rangehen. Dein Artikel hat dazu beigetragen. 🙂
    Liebe Grüße,
    Meike

    • Hallo Meike,
      danke für Dein Feedback!! Gerade auch der Umweltaspekt macht mir in Sachen Silikonen etwas zu schaffen. Aber genauso verhält es sich mit chemischen&physikalischen UV-Filtern, Palmöl, etc. Ein schwieriges Thema…
      Ich habe zB mal eine zeitlang komplett auf Silikone bei der Haarpflege verzichtet. Leider ging das bei mir voll nach hinten los. Stohiges Haar, beim Kämmen sehr viele Haare „abgerissen“ etc. Ich bin daher wieder umgestiegen, weil ich einfach so besser zurecht komme und meine Haare gesünder aussehen. Aber genau das ist die Sache, die Du auch erwähnt hattest: differenziert rangehen. Nicht jeder Haar-/Hauttyp ist gleich. Eine individualisierte Routine geht eben auch immer auf die persönlichen Bedürftnisse ein. Mit/ohne Silikon, mit/ohne Parfum, etc. da findet man sehr schnell selbst raus, was bei einem funktioniert und was nicht.
      Liebste Grüße,
      Sarah

  • Toller Artikel!
    Ich liebe solche Beiträge und finde es super, wenn man sich so ein Wissen angereichert hat. Ich freue mich nun immer auf Mittwoch und die neuen Inci-Beiträge. So kann man sich super eine Liste mit tollen Incis und deren Wirkung zusammenstellen.
    Klasse und macht weiter so. 🙂
    Liebe Grüße,
    hautfein

    • Hallo liebe hautfein 🙂

      wie lieb, dass Du Dir die Zeit genommen hast zu kommentieren. Freue mich sehr, dass Dir die Reihe gefällt! Lass mich gerne wissen, sollte es einen INCI geben, den ich mal für Dich im Rahmen der Reihe aufdröseln soll 🙂

      Liebste Grüße,
      Sarah

      • Hallo Sarah,
        toller Name übrigens. 🙂
        Gern, es ist ja auch ein sehr interessanter Artikel und von den Kommentaren lebt ein Blog.
        Ich werde mir mal überlegen, welche Incis noch interessant wären. 🙂
        Liebe Grüße,
        Sarah von hautfein

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