care | INCI-Wiki (6): Hyaluronsäure

Mittwochs gibt es an dieser Stelle einen „INCI-Wiki“ Eintrag, in dem jeweils ein mehr oder weniger gängiger Inhaltsstoff in Hautpflegeprodukten beleuchtet wird. Mit der Zeit entwickelt sich so ein Kompendium, das Euch Inhaltsstoffe und deren wichtigste Facts bereitstellt.

Letzte Woche Panthenol, heute schon wieder ein Feuchhaltefaktor. Vielleicht liegt es daran, dass Feuchtigkeit auch bei mir eines der großen Hautpflegethemen ist. Grundbaustein der Hyaluronsäure (HA) ist ein Zweifachzucker, der immer wieder mit weiteren Hyaluronsäureeinheiten verknüpft wird, bis eine lange Polysaccharidkette entsteht. Ob Anti-Aging oder Feuchtigkeitspflege, mit dem Schlagwort „Hyaluronsäure“ werden diverse Hautpflegeprodukte beworben. Aber hält sie wirklich, was sie verspricht? Das beantwortet euch hoffentlich der heutige Post.

Kategorie

Feuchthaltefaktor

Chemische Bezeichnung

Glucuronsäure-b-1-3-N-Acetylglycosamin

Derivate und INCIs

Sodium Hyaluronate, Hyaluronic Acid, Hydrolyzed Sodium Hyaluronate (zerlegte Hyaluronsäure).

Wirkungsweise

Je nachdem, wie viele der Hyaluronsäure Zuckerbausteine (Polysaccharideinheiten) aneinander gehängt sind, unterscheidet man HA mit hohem (1000 kDa oder 200 kDa) oder mit niedrigem Molekulargewicht (50 kDa oder 130 kDa). Hochmolekulare HA dringt wenig in die Haut ein, sondern bildet eher einen Film auf der Haut. Die Feuchtigkeit wird auf der Haut gebunden und reduziert so den Wasserverlust. Dieser Film wirkt außerdem schützend vor Schadstoffen und kann Reizungen mindern. Im Gegensatz dazu steht die niedermolekulare HA, die im Grunde ein Abbaufragment hochmolekularer Hyaluronsäure ist. Die kleineren Moleküle sollen der Theorie nach besser in die Haut eindringen und dort Wasser binden. Daher wirkt sich HA mit niedrigem Molekulargewicht positiv auf die Hautelastizität aus. Beide Formen, hoch- oder niedermolekular, verbessern nachweislich die Hautfeuchtigkeit und werden am besten zusammen formuliert, um von den jeweiligen Effekten optimal zu profitieren.

  • Hydratisierend und feuchtigkeitsspendend durch hohes Wasserbindungsvermögen
  • Stabilisierung des Interzelluarraums in der Dermis (quasi: Wassereinlagerung zwischen den Zellen der Haut)
  • Hyaluronsäure ist essentiell für das Zellwachstum und die Zelldifferenzierung
  • antientzündlich [1]
  • fördert die Wundheilung [1]
  • Verbesserung der Hautfeuchtigkeit und Elastizität bei extrinsisch und intrinsisch gealterter Haut [2]
  • körpereigenes Antioxidans [3]
  • Hautstraffende und glättende Wirkung [4]

Einsatzkonzentration

0.1 – 2%

Formulierung

Hyaluronsäure ist ein weißer, kristalliner Feststoff, der sich in (lauwarmem) Wasser oder Alkohol lösen lässt. Cremes oder Toner lassen sich mit gelöster Hyaluronsäure relativ leicht anreichern.

Funfact

1 kg Hyaluronsäure kann bis zu 6 l Wasser binden.

Dreamteam

AHAs dringen tief in die Haut ein und öffnen den Weg für nachfolgende Substanzen. Besonders HA profitiert davon. Dabei ist aber zu bedenken, dass Hyaluronsäure durch die stark wasseranziehende Wirkung auch austrocknend wirken kann, wenn z.B. wie im Winter durch Heizungsluft eine geringe Luftfeuchtigkeit herrscht. Daher ist die Kombination mit (semi-)okklusiven Stoffen (Pflanzen- oder Mineralöle, Silikone, Shea Butter, …) oder eine wässrige Formulierung sinnvoll.

Good to know

Für Hyaluronsäure ist in der menschlichen DNA ein entsprechendes Gen hinterlegt, das hochkonserviert ist und es uns ermöglicht, Hyaluronsäure selbst herzustellen. „Hochkonserviert“ bedeutet, dass quer durch evolutionäre Entwicklungsstufen von Bakterien hin zu Tieren und Menschen, Hyaluronsäure stets gleich aussieht. Leider wird mit zunehmendem Alter in der Haut immer weniger HA gebildet. Während die Hyaluronsäurekonzentration bei jungen Frauen bis 45 noch etwa 0.03% beträgt, sinkt sie bei 60-jährigen Frauen auf 0.015% ab. Da Bakterien jedoch dieselbe Hyaluronsäure produzieren, hat bakteriell gewonnene Hyaluronsäure in der Hautpflege zu Recht einen festen Platz.

Literaturangaben

[1] Litwinjuk M. et al.; Hyaluronic Acid in Inflammation and Tissue Regeneration. Wounds 2016 Mar;28(3):78-88.

[2] Pavicic T. et al.; Efficacy of cream-based novel formulations of hyaluronic acid of different molecular weights in anti-wrinkle treatment. J Drugs Dermatol. 2011 Sep;10(9):990-1000.

[3] Ke C. et al.; Antioxidant acitivity of low molecular weight hyaluronic acid. Food Chem Toxicol. 2011 Oct;49(10):2670-5.

[4] Poetschke J. et al.; Anti-wrinkle creams with hyaluronic acid: how effective are they? MMW Fortschr Med. 2016 May;158 Suppl 4:1-6.

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