recap | April 2017

Der April war dieses Jahr das Wetter betreffend sehr abwechslungsreich, doch abseits der Meteorologie, habe ich eigentlich nicht wirklich viel erlebt. Der Monat plätscherte ziemlich entspannt vor sich hin, was eigentlich auch mal ganz gut getan hat. Trotzdem  gab so einige Situationen, die mich zum Nachdenken angeregt haben – fruit for thoughts – sozusagen. Deshalb gibt es heute mal einen Monatrückblick der anderen Art.

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Schönes Essen = gutes Essen?!

Anfang April waren wir in einer schönen Mädelsrunde mit Isabel, Linda, Sophia&Verena beim Dinner im Vu Tang in der Maxvorstadt. So gerne wir die Männer in unserer Clique haben, ein Abend nur unter Frauen ist einfach was anderes und macht unglaublich viel Spaß – ich liebe es! Auch dieses Mal hatten wir einen fantastischen Abend, der aber letztendlich nicht dem Dinner an sich, sondern all dem was folgte zu verdanken war: Drinks, Ratschen, Tanzen und Locationhopping.

Was das Dinner betrifft, war ich mal wieder recht ernüchtert, spiegelte es doch eines der typischen Dilemmas der Münchner Restaurantkultur wider. Es eröffnet ein neuer Laden und alle wollen/müssen hin. Folglich ist der Anspruch, dass das Konzept noch toller, die Idee noch moderner, das Essen noch fotogener, das Interior noch stylisher sein muss, als alles was der gelangweilte Münchner bis dato kennt. Die Kellnerinnen sind allesamt wahnsinnig hübsch, die Barkeeper lässig. Alles ist durch und durch “oh, so instagrammable!”. Und je öfter ich in Restaurants dieser Art war, desto öfter blieb hinterher das Gefühl: mehr Schein als Sein.

Das Essen ist mäßig, dafür teuer. Der Service freundlich, aber oft unaufmerksam. Die Location ansprechend, aber was aus der Küche kommt, überzeugt nur selten. Nicht selten frage ich mich, wo denn die Zeiten hin sind, als eine Pizza einfach nur Pizza sein durfte, Cross-overs wie bayrisch-asiatischer Vietnamese als Schnapsidee abgetan wurden und man sich einfach mal ein solides Schnitzel reingefahren hat?! Versteht mich nicht falsch, ich liebe fancy Avocado-Toasts im Stereo Café, Bananabread im Bite Delight oder eine Acai Bowl im Daddy Longlegs. Ich bin für solche “In-Läden” ganz schlimm empfänglich und regelmäßig sorgen die vielerorts geposteten Bilder dafür, dass ich meinem Faible für schönes Essen verfalle und diesem bei nächster Gelegenheit auf den Geschmack gehen will. Der springende Punkt hierbei ist jedoch: sieht es nur schön aus oder schmeckt es auch so? Denn ist ein Laden einfach nur hip, ohne dass das Essen schmeckt, gerät die Grundidee eines Restaurants doch eigentlich vollkommen in den Hintergrund. Selbst der beste Innenarchitekt oder die kreativste Menükarte hilft ohne gutes und leckeres Essen nicht weiter- end of story.

Diversity matters

Der eben erwähnte Abend mit den Girls hat mir neben ein paar lustigen Stunden auch wieder folgendes vor Augen geführt: mein Freundeskreis ist extrem bunt gemischt. Von Singles über Paare, von Ü30 Jährigen verheirateten mit Kindern, hin zu U30 Jährigen ohne Trauschein oder Nachwuchs ist so ziemlich alles vertreten. Das bringt mich regelmäßig in die konträrsten Situationen. Die einen feiern bis in die Morgenstunden, die anderen unterhalten sich über Windeln und Babymahlzeiten. Die einen ständig auf den coolsten Parties, die anderen spätestens um 23h im Bett. Päarchenurlaub versus Städtetrip mit den Freundinnen.

Ich finde es klasse, so viele verschiedene Freunde zu haben und deshalb versuche ich nach bestem Wissen und Gewissen die jeweiligen Bedürftnisse nachzuvollziehen und zu berücksichtigen. Mit Freunden, die einen Kinderwagen durch die Gegend schieben, geht man vielleicht eher in den Biergarten als auf eine Clubtour. Genauso sollte man die Geduld seiner Single-Freunde nicht überstrapazieren indem man ständig nur Päarchenaktionen plant.

Bei aller Liebe und allem Verständnis, irgendwie sitze ich da auch oft zwischen den Stühlen: zu alt für durchgefeierte Nächte (… sind 2 Tage zum Regenerieren eigentlich normal?!), aber noch deutlich zu jung, um mich den ganzen Abend dafür zu rechtfertigen, warum ich weder verheiratet bin noch Kinder habe. Je nach dem wen man also fragt, bin ich also entweder die lahme Partybegleitung, die bereits um 7 Uhr früh wieder schlapp macht und nach Hause will (muss^^). Oder ich werde als das Partygirl belächelt, das seine wilde Zeit scheinbar noch nicht hinter sich hat und ständig am feiern ist.

So oder so, also eine Frage jeweiligen Blickwinkels, subjektive Wahrnehmungen, die nicht umfassend meine Person reflektieren. Werden diese Wahrnehmungen von Gegenüber (ungefragt) einfach mal offen kommuniziert, so hängen mir einzelne Aussagen schon auch mal etwas länger nach. Ich grüble, ob tatsächlich was dran sein könnte, frage mich, ob ich tatsächlich etwas an meinem Lebenswandel ändern sollte… Am Ende trifft es mich aber doch und ich schlage die Hände über dem Kopf zusammen: „Hey, das ist dein Leben und das lebst du für dich, nicht für andere!“.

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Ohne Plan gehts manchmal nicht

Gelegentlich wird mir der Hang zum Chaos nachgesagt. Vermutlich liegt es daran, dass ich kurzeitig in panikartige Zustände verfalle, wenn ich das Gefühl habe, Handy/Schlüssel/Geldbeutel/Kekse verlegt zu haben. Meine Freunde treibe ich damit regelmäßig in den Wahnsinn, denn meistens gebe ich nach ein paar Minuten Entwarnung – alles an Ort und Stelle, jeder darf sich wieder beruhigen. Viele dieser Situationen ließen sich durchaus vermeiden, wenn ich manche Sachen etwas geplanter angehen würde. Was mir beruflich keinerlei Probleme bereitet (bei der Arbeit werde ich von den Kollegen gern als Organisationstalent par excellece angeführt), fällt mir privat irgendwie nicht ganz so leicht. Oder nein, falsch ausgedrückt: privat habe ich irgendwie nicht so sehr die Lust darauf – es lebe das Chaos!

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Trotzdem habe ich letztens festgestellt, dass mich so ein wenig Struktur doch auch weiter bringen kann. Bestes Beispiel: ein Trainingsplan für meinen anstehenden Halbmarathon am 20. Mai. Bisher bin ich privat schon öfter über die 21 km gelaufen, doch wirklich ambitioniert war das nie. Muss es ja auch nicht, denn schließlich bin ich Hobbysportler… dachte ich und eigentlich würde ich das auch immer noch so unterschreiben. Was mich dennoch irgendwie gewurmt hat, war die Tatsache, dass ich seit längerem leistungstechnisch auf der Stelle getreten bin. Wirklich schneller wurde ich nicht, auch was die Strecken betrifft, waren es oft die immer gleichen Distanzen. Irgendein Gefühl zwischen Langeweile und leichtem Frust, sowie die Tatsache, dass ich noch 6 Wochen bis zu meinem Lauf (Schlierseelauf) hatte, gaben mir den Anstoß zu ein wenig strukturierterem Training.

4 Einheiten die Woche: 1x Longrun, 1x Recovery, 1x Intervall-/Streigerungsläufe, 1x kürzerer Tempolauf und schon lief die Kiste wieder. Ich bin schneller geworden, laufe lange Strecken inzwischen ohne größere Probleme und sehe dem Lauf im Mai nun recht optimistisch entgegen. Vielleicht schaffe ich sogar meine anvisierte Zeit, wer weiß?! Jedenfalls hat mir diese Situation mal wieder gezeigt, dass es manchmal neue Impulse  und Konsequenz braucht. Lustig, denn gerade die Sache mit der Konsequenz ist sonst eines meiner Mantras, aber beim Laufen wurde ich mit der Zeit wohl einfach zu bequem. Erinnert mich irgendwie an folgenden Satz:

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Tapetenwechsel

München gilt gemeinhin als die nördlichste Stadt Italiens und so ist die Affinität des Münchners für Italien auch schnell erklärt. Mindestens einmal im Jahr stellen auch wir uns in den obligatorischen Stau zum Gardasee um ein paar schöne Tage mit wandern, relaxen und gutem Essen zu verbringen. Und so starteten wir zu viert an einem Freitag Morgen voller Vorfreude Richtung Süden.

Auf dem Brenner erwartete uns erstmal eine weiße Überraschung: 20 cm Neuschnee, ein Winterwonderland wie aus dem Bilderbuch, aber nur leider keiner von uns in der Stimmung zum Skifahren – so war das nicht ausgemacht!

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Kurzerhand die Italo-Pop-Playlist angeworfen und mit jedem Meter, den es zu den Zeilen von Eros Ramazotti den Brenner bergab Richtung Südtirol ging, fühlten wir die Vorfreude auf La Dolce Vita in uns aufsteigen. Tatsächlich kam die Sonne heraus und als wir in Malcesine ankamen, warfen wir nur schnell unsere Sachen aufs Zimmer um den Rest des angebrochenen Tages noch zu nutzen. Insgesamt war das Wetter war leider noch deutlich zu kühl zum schwimmen, aber eine Tour auf dem Monte Baldo, abendlicher Linoncello-Spritz am See und Abendessen im Freien war durchaus schon drin.

Ich will gar nicht groß von den schönen Tagen vorschwärmen, nur als ich so am See saß und meine Gedanken kreisen ließ, kam mir in den Kopf, was ich erst kürzlich in einem Interview mit dem Philosophen und Schriftsteller Alain de Botton gelesen hatte (entdeckt via Maddie):

Menschen reisen, um sich in Erinnerung zu rufen, dass sie nicht alles wissen und dass die Welt größer, geheimnisvoller und aufregender ist, als es scheinen mag, wenn man den ganzen Tag zu Hause sitzt. Das Reisen ist eine ständige Erinnerung an all die Dinge auf der Welt, über die wir staunen.

Und so saß auch ich an diesem zweitschönsten aller Seen, mit einem Glas Wein in der Hand und gab de Botton Recht – Reisen ist so viel mehr, als einfach nur die Koffer packen, sich ins Auto/Flugzeug/… setzten und hinterher einen Berg Wäsche waschen.

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recap | Liebling, wie war dein Monat?

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