care | Jetzt mal Klartext: Hormoneinwirkung durch Sonnenschutzmittel

Wann immer Halbwahrheiten gestreut und verbreitet werden, bleibt am Ende des Tages bei den meisten von uns eine Unsicherheit: wir wissen eigentlich gar nicht genau, woher bestimmte Aussagen stammen, ob sie wirklich mal abschließend geklärt wurden und im Zweifel tendieren wir dazu, diese Statements zu glauben, anstatt kritisch zu hinterfragen. Im Internet ist dieses Phänomen noch stärker verbreitet, da hier der Informationstransfer mitunter wahnsinnig schnell von Statten geht und ungefiltert in die Welt geschickt wird – jeder kann schreiben, was er will. Dass das dann oft persönliche Meinungen und keine Fakten sind, tritt dabei in den Hintergrund.

Deshalb glauben auch immer noch genug Menschen absurde Statements wie „Impfungen lösen Autismus aus“ oder die „Erde ist eine Scheibe„. Ihr lacht, aber es gibt genug Leute, die steif und fest davon überzeugt sind. Ich gebe zu, das sind durchauch zwei Extreme. Während sicherlich die meisten von uns zweifelsfrei wissen, dass die Erde eine Kugel (um genau zu sein: fast Kugel *klugscheißermodeon*) ist, schwingt bei dem anderen Statement bei vielen doch sicher eine gewisse Unsicherheit mit. Das liegt wohl daran, dass diese These in gewissen Kreisen extrem propagiert und so vehement vertreten wird, dass bei vielen ein Zweifel bleibt… „was, wenn doch was dran ist?!„. Dabei beruht diese Aussage auf einem Betrug, auf gefakten Studien und Menschen, die ihre Position und ihr Anssehen der falschen Sache verschrieben haben. Das Ergebnis: bis heute hängt Impfungen ein „G’schmäckle“ an – wie der Schwabe sagen würde. Und alles nur, weil hier die Flüsterpost gut funktioniert hat und Fehlinformationen weitergetragen, verbreitet und erzählerisch von mal zu mal aufgehübscht werden.

Ähnlich verhält sich das im Hinblick auf bestimmte chemische UV-Filter. Ich bin schon müde, mich immer wieder zu rechtfertigen, wenn ich folgende Feedbacks höre:

Was, wie kannst Du diesen Sonnenschutz verwenden, da ist doch xyz drin!!! Weißt Du denn nicht, dass dieser hormonell wirksam und zudem noch krebserregend ist?!“

Irgendwo habe ich mal folgendes gehört: „Meinungen sind wie ein Penis/eine Vagina. Es ist schön, dass sie da sind, aber man muss es nicht jedem direkt vor die Nase halten.“ Wenn jemand aus persönlichen Gründen oder einer Restunsicherheit auf bestimmte Inhaltsstoffe oder in diesem Fall, chemische UV-Filter, verzichten will, dann ist das vollkommen in Ordnung  Dein Leben, Deine Regeln! Aber Halbwahrheiten auf der Basis von Fehlinformationen oder persönlicher Meinungen zu verbreiten und die als einzig zulässige Wahrheit zu verbreiten, ist bedenklich.

Nun aber zurück zum Thema des heutigen Posts: was steckt hinter dem Statement im Titel?

Sonnenschutzprodukte enthalten – oft in Kombination – chemische und physikalische UV-Filter (alles Wissenswerte und die Basics zum Thema Sonnenschutz findet Ihr in diesem ausführlichen Post). Während physikalische Filter als gemeinhin gut verträglich gelten und auch so kommuniziert werden, haben es chemische Filter deutlich schwerer. Sie sollen reizend sein, ein Allergiepotential bergen und manche werden sogar verdächtigt, hormonell wirksam zu sein. Diese Hormonwirkung soll nicht nur in das empfindliche hormonelle System des Menschen eingreifen, sondern sogar das Krebsrisiko sowie das Rückfallrisiko einer Krebserkrankung steigern. Und tatsächlich: wann immer man Dr. Google befragt und das Internet durchforstet, landet man auf einer Vielzahl verschiedener Seiten (von fragwürdig bis professionell), die Warnungen für Inhaltsstoffe von Kosmetika wegen angeblicher hormoneller Wirkungen und erhöhtem Krebsrisiko aussprechen.

DNA

Doch woher stammen diese Statements? Ganz aus der Luft gegriffen werden sie wohl kaum sein. Tatsächlich stammen entsprechende Hinweise zur hormonellen Wirksamkeit und erhöhtem Krebsrisiko von chemischen UV-Filtern hauptsächlich aus Tierversuchen. So werden vor allem die Filter Avobenzone (INCI: Butyl Methoxydibenzoylmethane), Octocrylene und Ethylhexyl-p-methoxycinnamate (INCI: Ethylhexyl Methoxycinnamate) auf einschlägigen und durchaus auch renommierten Internetseiten wie der Deutschen Haut- und Alllergiehilfe e.V. als hormonell wirksam gelistet. Das verunsichert Anwender, aber auch Patienten mit bestehenden oder ausgeheilten Krebserkrankungen. Ärzte, denen besorgte Nachfragen entgegenschlagen, sind oft ratlos: lässt sich dieser Verdacht wissenschaftlich begründen? Und wenn ja, für welche Substanzen trifft er auch wirklich zu?

To cut a long story short…

Den oben genannten Stoffen kann zum heutigen Zeitpunkt keine Evidenz für ein tatsächlich erhöhtes Krebs- bzw. Rückfallrisiko beim Menschen nachgewiesen werden. So finden sich in der internationalen Fach- und Primärliteratur keine klinischen Studienergebnisse zum Rückfallrisiko durch Inhaltsstoffe von Sonnenschutzprodukten. Eine mögliche Hormonwirkung (Progesteron, Östrogen) von chemischen Filtern im humanen System ist ebenfalls nirgends beschrieben.

Aus diesem Grund enthalten beispielsweise die aktuellen Leitlinien und Empfehlungen für Brustkrebs keine Hinweise auf ein erhöhtes Rückfallrisiko durch die Verwendung von Sonnenschutzmitteln. Auch der Ratschlag, Sonnenschutzmittel nach Brustkrebs zu meiden, findet sich nicht.

Im Tiermodell mag das eventuell anders aussehen, doch muss man sich hierbei vor Augen führen, dass Tierversuche unter Laborbedingungen ablaufen: hohe Exposition und Penetration, kontinuierliche Behandlung mit Mengen, die nicht wirklich praxisüblichen Mengen entsprechen. Zudem sind viele der publizierten Ergebnisse zur hormonellen Wirksamkeit in Zellkulturen getestet, auch hier ist es oft schwer die Ergebnisse überhaupt auf den Gesamtorganismus zu übertragen.

Scientist

Ingesamt ist es bisher nicht möglich gewesen, Beobachtungen zu Störungen des hormonellen Systems unter Laborbedingungen, aus Zellkulturen oder Tierversuchen auf den menschlichen Organismus zu übertragen [1]. Hinzukommt, dass die bisherigen Studien zu diesem Thema als höchst kontrovers gelten und sich nur schwer vergleichen lassen, weil Methodik, Modelle und verwendetes Setting stark variieren. Daher wird der Ruf nach standardisierten Methoden zur Untersuchung dieser Fragestellungen laut, bevor man überhaupt valide Aussagen treffen kann [2]. Die Störung des hormonellen Systems durch den Einfluss von UV-Filtern gilt daher in der Wissenschaft trotz nahezu 20 Jahren Forschung auf diesem Gebiet als eine unwahrscheinliche und bisher nicht nachgewiesene Hypothese [3]. Zusammengenommen zeigt dies im Grunde, dass die bisherigen Ergebnisse insgesamt wenig Aussagekraft besitzen und dennoch hat es ausgereicht, Verunsicherung zu schüren.

Vom wissenschaftlichen Standpunkt aus betrachtet, gibt es im Hinblick auf ein eventuelles Krebsrisiko oder eine Hormonwirkung keine berechtigten Bedenken und somit auch keine Warnungen vor chemischen UV-Filtern – für den Menschen gelten sie als unbedenklich. Wer dennoch unsicher ist, sollte deshalb nicht gleich auf Sonnenschutz verzichten. Das wäre die denkbar schlechteste Option, ist UV-Strahlung doch ein großer Risikofaktor für Hautkrebs. Stattdessen sollte der Griff zu Sonnenschutzprodukten gehen, die auf Basis mineralischer/physikalischer Filter formuliert sind. Ein paar Beispiele für Sonnenschutzprodukte ohne chemische UV-Filter habe ich Euch im Folgenden rausgesucht:

Mineralischer Sonnenschutz.png

Mich würde interessieren, wie Ihr zu diesem Thema steht bzw. welchem Lager Ihr Euch zuschreiben würdet: (k)eine Angst vor chemischen UV-Filtern?

Literaturangaben

[1] Witorsch and Thomas, Personal care products and endocrine disruption: A critical review of the literature. Crit Rev Toxicol. 2010 Nov;40 Suppl 3:1-30.

[2] Gilbert et al., Commonly used UV filter toxicity on biological functions: review of last decade studies. Int J Cosmet Sci. 2013 Jun;35(3):208-19.

[3] Nohynek et al., Endocrine disruption: fact or urban legend? Toxicol Lett. 2013 Dec 16;223(3):295-305.

care | Endlich ein Grund zur Panik

17 thoughts on “care | Jetzt mal Klartext: Hormoneinwirkung durch Sonnenschutzmittel

  • Danke für den tollen Beitrag! Kleine Anmerkung: bei „Ich lacht“ sollte sicherlich „Ihr lacht“ stehen ^.^ Aber ich gehöre zum Team Sonnenschutz (egal welcher Filter). Ich achte vor allem auf Stabilität des Systems, auf das Tragegefühl und dass keine Duftstoffe etc drin sind. Bei mir ist das Risiko an Hautkrebs zu erkranken einfach extrem hoch.

    • Hallo Shenja,

      ahh klasse, vielen Dank für den Hinweis! Egal wie oft man einen Text lektoriert, irgendwann ist man „betriebsblind“ 🙂

      Genau, meine Kriterien an ein Sonnenschutzprodukt sind in etwa die selben wie bei Dir. Ob das dann letztendlich chemisch oder pysikalisch/mineralisch ist, ist mir eigentlich egal. Hauptsache UV-Schutz – ich hab familiär bedingt eine Präsdisposition für Hautkrebs, daher ist täglicher und somit angenehm/unkompliziert zu tragender Sonnenschutz für mich essentiell.

      Liebe Grüße,
      Sarah

  • Mit meinen unzähligen Muttermalen, die am Körper teilweise schon entfernt werden mussten, gehe ich keine Kompromisse ein. Der Schutz muss umfangreich sein und die Creme sollte nicht als Fettschicht auf der Haut liegen. Zudem muss sie reizarm sein. Ob mineralisch oder chemisch ist mir dabei herzlich egal!

  • Hallo Sarah,
    ich nutze auch jeden Tag Sonnencreme, vorallem im Gesicht. Bisher immer chemisch- aufgrund von Verdacht auf Rosazea bzw. empfindliche Haut probiere ich jetzt den von dir hier aufgezählten Neostrata Sonnenschutz. Möchte aber auch einmal MIssha probieren – glaube den hier ist sogar ohne oder kaum „Pflanzenextrakte“ bei denen ich Angst habe dass meine Haut mit Pickel oder Unterlagerungen reagiert.
    Ich denke mir bei solchen Aussagen entweder „wo hast du das gelesen? Welche Studie etc führst du da an?
    “ oder in etwa „die Menge macht das Gift“ etc.
    Magst du aber evtl. kurz (falls möglich) darauf eingehen warum Laborstudienergebnissen mit Tieren, Zellkulturen, etc schwierig ist auf Menschen ab zubilden? Oder hast du hier sogar mal etwas darüber geschrieben und ich habe es bisher überlesen/noch nicht gelesen?
    LG siesn

    • Hallo siesn,

      vielen Dank für Deine Beteiligung an der Diskussion! Das feedback in dieser Runde geht ja doch deutlich stärker in die Richtung „Schutz vor Panik“. Wie beruhigend 🙂
      Genau der Missha Sonnenschutz ist wirklich wie der Name auch schon sagt „mild“. Keine potentiell irritierenden Filter, keine Pflanzenextrakte. Ich komme sehr gut damit zurecht, auch das weißeln hält sich stark in Grenzen. Für den Preis wirklich ein tolles Produkt.

      Was Deine letzte Frage angeht, müsste man tatsächlich mal etwas weiter ausholen – explizit drüber geschrieben habe ich noch nicht, wäre mal eine Idee für einen Post. Kurz gesagt ist die größte Problematik beim Übertrag von Ergebnissen aus Zellkulturen in den Gesamtorganismus, dass Zellkulturen immer isoliert wachsen. Dh. sie sind nicht in einem großen Zellsystem verschiedener Zelltypen untergebracht und wachsen daher sehr unbeirrt von eventuell sonst im Körper stattfindenden Regelprozessen. Stattdessen wachsen sie unter sehr idealen Bedingungen, was das Auftreten bestimmter Phänotypen begünstigen oder auch unterdrücken kann (fast schon gemäß eines gain of function bzw. loss of function Phänomens).
      Zellkulturen sind also immer ein Ort des idealen Wachstums: sie werden in Medien kultiviert, denen Wachstumsfaktoren zugesetzt werden. Bis heute ist es nicht nachvollziehbar, welche Wachstumsfaktoren in diesen Medien tatsächlich enthalten sind, da diese nicht synthetisch gewonnen werden, sondern biologischen Ursprungs sind (fetales Kälberserum). Von Charge zu Charge sind diese Seren daher teilweise unterschiedlich zusammengesetzt, was eines der größten Probleme von Zellkulturversuchen darstellt – die Replizierbarkeit lässt sich nicht vollständig garantieren. Dann gilt es auch zu berücksichtigen, welche Zellen man kultiviert: sind es humane oder tierische Zellen, welcher Zelltyp wird verwendet (pluripotente Zellen, immortalisierte zellen, primäre Zellkulturen)… das alles sinnvoll und verständlich aufzudröseln, sprengt vermutlich den Rahmen der Kommentarspalte. Daher: falls das wirklichwirklichwirklich ein Thema ist, das Dich eingehender interessieren würde, gib mir gerne noch mal Feedback. Dann setz ich mich an einen Post 🙂

      Liebste Grüße,
      Sarah

      • Hallo Sarah,
        vielen vielen herzlichen Dank für deine informative Ausführung! 🙂
        Ich war die letzten Tage im Urlaub deshalb kommt meine Antwort etwas verspätet.
        Die Info die du hier präsentierst reicht für mein „Laien Know How“ 😉 vollkommen aus! Vielen Dank! 🙂
        LG siesn

  • Liebe Sarah,

    vielen Dank für diesen tollen Beitrag zu diesem interessanten Thema!

    Ich verwende auch jeden Tag Sonnenschutz und hier ist mir vor allem wichtig, dass die enthaltenen Filter nicht irritierend sind, gute Schutzwerte erreichen und zusammen das gesamte UVB/UVA-Spektrum möglichst gut abdecken. Aus diesem Grund bevorzuge ich persönlich organische Filter. Von dem was ich bisher so gelesen/gehört hab‘, scheinen organische Filter bessere und höhere Schutzwerte als mineralische zu erreichen, und das bei geringeren Einsatzkonzentrationen. Ich schaue mir immer gerne diese Diagramme an, wo verschiedene Sonnenschutzfilter miteinander verglichen werden und da schneidet Zinkoxid im Vergleich zu organischen Filtern ja auch nicht so gut ab. Deshalb fühle ich persönlich mich mit organischen Filtern besser geschützt, ist aber vielleicht einfach eine Kopfsache.

    Ich hab‘ schon länger keine mineralischen Sonnencremes mehr ausprobiert, als ich sie noch probiert hatte kam ich aber auch nicht so gut mit ihnen klar. Ich empfand sie oft als ziemlich austrocknend und schwer auf der Haut, was ich sehr unangenehm finde. Fairerweise muss ich aber auch sagen, dass ich bei organischen Filtern oft das Problem habe, dass sie meine Augen reizen (ich weiß nicht mehr, ob ich dieses Problem auch bei den mineralischen Filtern hatte). Ich hab‘ jetzt fast drei Jahre lang die Bioderma Photoderm Max SPF 50+ Lait für’s Gesicht verwendet, bin aktuell aber dabei, auf einen anderen Sonnenschutz umzusteigen, weil Bioderma zwar diese tollen UVA-Schutzwerte liefert, mir aber leider sehr häufig in den Augen brennt.

    Bitte entschuldige, dass mein Kommentar wieder so lange geworden ist! Gerade über das Thema Sonnenschutz könnte ich leider ewig reden.

    Dir noch einmal vielen Dank für diesen super interessanten Blogbeitrag!

    Liebe Grüße
    Katja

  • Liebe Sarah,

    jedes Mal, wenn mich ein Thema gerade besonders interessiert, erscheint wenig später ein Blogpost von dir dazu. Du schreibst mir quasi aus der Seele. <3
    Ich liebe deine Beiträge einfach und du hast so einen tollen Schreibstil. Du schaffst es jedes Mal, komplizierte Themen verständlich, wissenschaftlich und zugleich humorvoll zu verpacken. 🙂

    Ich benutze zur Zeit Solvinea 50+ von Dermasence. Auch mit Avobenzon. Die ist einfach toll und eine super Make Up Unterlage – obwohl ich nie Make Up trage, aber ich habe es getestet ;).
    Allerdings habe ich die Befürchtung, dass bei täglicher Anwendung nach längerer Zeit Pickel entstehen. Hast du eine Einschätzung, ob das an der Solvinea liegen kann? Ich sehe in der INCI Liste keinen Grund dazu…oder?

    Ganz liebe Grüße,
    Deine Leonie

    • Awwww Leonie,

      vielen Dank für Dein liebes Feedback!!! <3 <3 <3 falls unsere telepatische Leitung in Zukunft nicht mehr so gut funktionieren sollte, schreib mir einfach, wozu Du Dir einen Artikel wünschen würdest. Dann nehme ich das auch meine (viel zu lange) Artikelliste auf 😉

      Zu Deiner Frage: schwer zu sagen, die INCIs sehen gut aus. Meist reagiert da ja auch jeder ein wenig anders, weshalb es schwer sein dürfte, da den einen Übeltäter rauszupicken. Ich kenne die Creme selbst noch gar nicht… vielleicht werde ich demnächst mal einenTest wagen. Dankle für den Tipp!!

      Liebste Grüße und bis bald,
      Sarah

  • Hallo Sarah,
    Bei solchen Themen bin ich immer etwas zwiegespalten. Grundsätzlich kann ich das Bedürfnis, auf Nummer sicher gehen zu wollen, schon nachvollziehen. Wir wissen zwar, dass die umstrittenen Inhaltsstoffe nicht akut schädlich sind, sonst wären sie schließlich nicht erlaubt. Aber es gibt eben auch keine Kenntnisse darüber, wie sich eine jahrzehntelange, tägliche Anwendung auswirkt. Zum Teil kommen dann ja auch neue Erkenntnisse, das bestimmte Inhaltsstoffe doch Nebenwirkungen haben können (z.b. wurden ja vor wenigen Jahren die Grenzwerte für bestimmte Parabene gesenkt). Ich kann also nachvollziehen, dass man sich Sorgen macht, ob man bestimmte UV-Filter dauerhaft täglich verwenden sollte.

    Was ich aber nicht nachvollziehen kann, ist dann wegen dieser Zweifel in komplette Panik zu verfallen und alle (chemischen) UV-Filter pauschal zu verteufeln.
    Anderen vorzuwerfen, bei nicht eindeutiger Kenntnisslage vorschnell alles gut zu heißen, aber selbst vorschnell alles schlecht zu reden, ist doch auch ein absoluter Widerspruch!
    Zweifel, Gerüchte und Verdachtsfälle sind doch gerade dazu da, genauer erkundet zu werden. Sich als Verbraucher genauer zu informieren. Als Wissenschaftler genauer nachzuforschen. Als seriöse Informationensquelle zu sagen, wir wissen es noch nicht genau.

    Wenn man dann zu dem Schluss kommt, auf Nummer sicher gehen zu wollen und für sich selbst bestimmte UV-Filter lieber meiden zu wollen – ohne gleich überall Panik zu verbreiten – ist doch alles in Ordnung.

    Persönlich handhabe ich es so: Mit mineralischem Sonnenschutz komme ich gar nicht klar. Bei Sonnenschutz für den Körper, den ich nur selten verwende, achte ich vor allem auf ein angenehmes Hautgefühl. Bei Sonnenschutz fürs Gesicht, der häufiger zum Einsatz kommt, versuche ich auf Ethylhexyl Methoxycinnamate, Octocrylene und möglichst auch Avobenzone zu verzichten oder solche Produkte zumindest nicht ständig zu verwenden.

    • Liebe Lizzy,

      vielen Dank für Dein reflektiertes und kluges Kommetar!!
      Genauso sehe ich es auch. Verteufeln ist überzogen, genauso wie übermäßiger Leichtsinn. Vermutlich braucht es die Balance.
      Natürlich wissen wir heute nicht, was eventuell in Zukunft als schädlich erkannt wird. Man denke nur an Röntgenstrahlung. Früher hat man in Schuhgeschäften so geschaut, ob der Schuh richtig sitzt 🙂 Dennoch würde ich mich im Zweifel tatsächlich eher weniger der Panik hingeben und stattdessen eher kritisch abwägen und genau beobachten.

      Im Fall von UV-Filtern ist die Lage für mich aber doch recht eindeutig und ergibt sich aus einer Reihe von Betrachtungen, die für mich persönlich wichtig sind:
      – Schutz vor Hautkrebs geht vor
      – ich esse Sonnencreme nicht 🙂 Sprich, die Mengen, die ich also im Körper akkumulieren würde liegen noch weit unter den postulierten Konzentrationen für eine Hormonwirkung IN VITRO
      – Balance is the key

      Liebe Grüße und vielen Dank für den spannenden Austausch mit Dir!!
      Deine,
      Sarah

      • Liebe Sarah,
        Bewundernswert, wie ausführlich du auf alle Kommentare deiner Leser antwortest! Da könnten sich manche Blogger noch einiges abgucken!

        Deine Sichtweise kann ich absolut nachvollziehen. Ich meide die umstrittenen UV-Filter ja auch nicht komplett. Aber wenn ich auch Sonnencremes ohne diese Filter gefunden habe, mit denen ich gut zurecht komme und die ich gut vertrage, um so besser. Die anderen brauche ich natürlich trotzdem auf. Wie gesagt, keine Panik 😉 Und wenn in meiner Lieblingscreme jetzt ausgerechnet ein umstrittener Filter wäre, würde ich das vielleicht auch weniger streng sehen 😉

        Liebe Grüße

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