care | INCI-Wiki (44): Dihydroxyacetone

[erstmals veröffentlicht am 16.05.2018, aktualisiert 18.04.2023]

Selbstbräuner geben der Haut einen sommerlichen Teint. Hierfür kommt unter anderem der Inhaltsstoff Dihydroxyacetone (DHA) zum Einsatz. Wie DHA wirkt, ob Selbstbräuner gefährlich sind und weshalb sie unangenehm riechen, erläutert der folgende Beitrag.

Es geht auf den Sommer zu – endlich! Das merkt man nicht nur daran, dass die Temperaturen milder werden oder die Kleidung leichter, sondern auch daran, dass nun wieder mehr Haut zu sehen ist, die den Winter über gut verpackt war. Als Konsequenz dessen ist die Haut bei vielen von uns noch entsprechend blass. Um das schnellstmöglich zu ändern, suchen manche Menschen bewusst die Sonne. Die Intention: zügig braun werden, auch wenn es dafür einen Sonnenbrand in Kauf zu nehmen gilt. Doch Sonne und UV-Strahlung ist mit Vorsicht zu genießen, denn sie ist schädlich für unsere Haut und lässt sie altern. Der unbedachte Umgang mit UV-Strahlen kann langfristig betrachtet im schlimmsten Fall Hautkrebs hervorrufen.

Statt sich also in die Sonne zu legen und so eine Bräunung der Haut anzustreben, sind Selbstbräuner die weitaus gesündere Alternative. Produkte dieser Kategorie setzen auf tönende Inhaltsstoffe: Dihydroxyacetone oder Erythrulose. Beide Stoffe erzeugen in der Haut sogenannte Melanoide. Dies gilt als eine hautschonende Methode, mit der sich der ein sonnengeküsster Hautton erreichen lässt. Im Folgenden betrachten wir die Wirkweise, Eigenschaften und Risiken von DHA im Detail.

Kategorie

Selbstbräuner

Chemische Bezeichnung

1,3-Dihydroxyacetone

INCI und alternative Namen

Dihydroxyacetone (INCI), DHA, 1,3-Dihydroxy-2-propanone, Glyceron, Propan-1,3-diol-2-on, 1,3-Dihydroxypropan-2-on.

Wirkung

Dihydroxyacetone (DHA) reagiert mit Proteinen und Aminosäuren der Hornschicht unserer Haut. Im Rahmen dieser Reaktion entstehen sogenannte Melanoide: Stoffe, die für die Braunfärbung der Haut verantwortlich sind.

Einsatzkonzentration

Moderne Selbstbräuner enthalten in der Regel 2-5 % Dihydroxyacetone.

Formulierung

Dihydroxyacetone ist ein weißer Feststoff, der sich leicht in Wasser lösen lässt. DHA schmeckt süßlich, denn es gehört chemisch gesehen in die Gruppe der Zucker/Monosaccharide (wobei das nicht 100 % stimmt, denn DHA fehlt das Stereozentrum *nerdytime*).

Selbstbräuner, bzw. genauer gesagt das enthaltene DHA, haben einen charakteristischen Geruch, den viele Verbraucher:innen als unangenehm empfinden. Selbstbräuner mit DHA, die nicht riechen, gibt es eigentlich nicht. Dennoch gibt es Produkte, die durchaus angenehmer riechen können. Zum einen ist der Duft von Selbstbräunern angenehmer, je weniger DHA zum Einsatz kommt. Zum anderen werden viele Selbstbräuner stark parfümiert oder beduftet, um den Eigengeruch von DHA zu überdecken.

Good to know

DHA nimmt im Rahmen des Kohlenhydratmetabolismus eine wichtige Funktion ein, denn es agiert als wichtiges Stoffwechselpodukt der Glycolyse (Glukoseabbau). Somit ist DHA für uns zunächst nicht schädlich. Im Gegenteil, es ist überlebensnotwendig, denn ohne DHA kein Abbau von Glukose (Zucker) und damit kein Energiegewinn.

Was jedoch durchaus problematisch sein kann: DHA zersetzt sich unter Wärmeeinwirkung oder auch wenn das DHA-haltige Produkt nach dem Öffnen altert, zu Formaldehyd. Zwar entsteht Formaldehyd auch immer wieder in körpereigenen Prozessen und ist somit Teil unseres Stoffwechsels. Doch zu viel Formaldehyd gilt als krebserregend, daher sollte die Zufuhr von außen (etwa über Kosemtika) entsprechend limitiert sein.

Auch wenn DHA bei Überalterung oder unter Wärme Formaldehyd abspaltet, sind Selbstbräuner mit DHA aus heutiger Sicht für die Haut als sicher zu betrachten, sofern man diese Hinweise beachtet:

  • Selbstbräuner innerhalb von ca. 3-6 Monaten nach dem Öffnen verbrauchen
  • Riecht der Selbstbräuner stechend oder zu scharf, nicht mehr anwenden: der Geruch könnte auf Formaldehyd hinweisen
  • Selbstbräuner kühl, dunkel und trocken lagern

Dreamteam

Neben der Abspaltung von Formaldehyd haben Selbstbräuner mit DHA theoretisch noch ein weiteres Problem: DHA kann unter UV-Einstrahlung mit der Produktion von freien Radikalen reagieren [1 – wobei diese Publikation fast schon zu alt ist]. Wie wir alle spätestens seit dem Post über Antioxidantien wissen: freie Radikale ain’t no good. Doch ich habe gesagt „theoretisches Problem“, das will ich gerne erläutern.

Zunächst einmal wird sich keine:r 24/7 mit Selbstbräuner eincremen. Viel eher werden Selbstbräuner von Zeit zu Zeit eingesetzt und kaum auf täglicher Basis. Ein weiterer Punkt: keine:r wird sich mit einer solchen Creme auf der Haut direkt erstmal für 3h in die pralle Sonnen legen, so dass auch hier die Enstehung von freien Radikalen vernachlässigbar ausfallen dürfte.

Und zu guter Letzt: wer gleichzeitig Produkte mit Antioxidantien verwendet, kann potenziell entstehende freie Radikale (auch „Oxidantien“) neutralisieren. Zumal DHA nicht zu tief in die Haut eindringt, denn es reagiert lediglich mit den abgestorbenen Zellen der Hornschicht und nicht mit tiefer liegenden Zellen, wo Schäden durch freie Radikale besonder schwer wiegen. Das ist übrigens auch der Grund, weshalb die Bräune, die man mit einem Selbstbräuner generiert nicht ganz so lange hält wie die Bräunung, die sich über UV-Strahlung erzielen lässt.

Wie gefährlich sind Selbstbräuner?

Insgesamt gelten Selbstbräuner mit DHA unter Berücksichtigung der zuvor genannten Punkte als sicher und gut verträglich. Formaldehyd entsteht nur in vernachlässigbarem Ausmaß, deutlich gesundheitsschädliche Mengen lassen sich schnell anhand des stechenden Geruches identifizieren – ein solches Produkt gehört in den Müll und nicht auf die Haut.

Auch in Bezug auf die vermeintliche Bildung von freien Radikalen, lässt sich schnell Entwarnung geben. Die meisten Hersteller fügen ihren Selbstbräunern von Haus aus Antioxidantien bei. Alternativ bietet sich die Verwendung einer Pflege mit Antioxidantien an. Beim Stichwort Pflege ein weiterer Tipp: DHA kann austrocknend wirken. Daher am besten Produkte mit feuchtigkeitsspendenden und pflegenden Inhaltsstoffen nutzen. Entweder ist der Selbstbräuner bereits eine Lotion oder du nutzt sogenannte Tanning-Drops, die du einfach deiner üblichen Pflege zugeben kannst.

Literaturangaben

[1] Jung et al., UV-generated free radicals (FR) in skin: their prevention by sunscreens and their induction by self-tanning agents. Spectrochim Acta A Mol Biomol Spectrosc. 2008 May;69(5):1423-8.

[2] Ciriminna et al., Dihydroxyacetone: An Updated Insight into an Important Bioproduct. ChemistryOpen. 2018 Mar 6;7(3):233-236.

care | understanding skincare

11 thoughts on “care | INCI-Wiki (44): Dihydroxyacetone

  • Hallo Sarah,

    ich weiß nicht wie es mit aktuellen Produkten zur Selbstbräunung ist, aber als ich früher mal solche Produkte benutzt hatte, musste man sehr stark auf seine Kleidung drauf achten, da die Selbstbräuner doch gerne abfährten oder, wenn man nicht penibel den Selbstbräuner gleichmäßig verteilt hat, das man dann doch eher fleckig ausgesehen hat. Gerade in den Glitzermagazinen dieser Welt werden ja öfters Selbstbräuner fails der Stars gezeigt und das möchte man sich verständlicherweise dann ja eher nicht antun.

    LG Sebastian

  • Hallo Sarah,
    Mal wieder ein super inci wiki Artikel, ich liebe diese Serie ja!

    Auf meiner hellen Haut finde ich Selbstbräuner immer etwas schwierig, es wird schnell ungleichmäßig oder zu orange. Was aber gut funktioniert sind Selbstbräuner, die nicht nur DHA, sondern auch Erythrulose enthalten. Ergibt einen harmonischeren Farbton bei heller Haut.

    Wegen der freien Radikale mache ich mir nicht all zu viel Sorgen, da ich Selbstbräuner sowieso nur abends verwende, also nicht damit in die Sonne gehe. Und besser als sonnenbaden ist es sowieso 🙂

    Formaldehyd klingt aber nicht so toll… Das soll ja auch in einigen Konservierungsstoffen enthalten sein, die nach der Parabene Panikmache wieder vermehrt eingesetzt werden. Wie handhabst du das eigentlich? Meldest du solche formaldehydhaltigen Stoffe?

    Liebe Grüße
    Lizzy

    • Hallo liebe Lizzy,

      jetzt also auch noch die Antwort auf das Kommentar hier unter dem neuen INCI-Wiki 🙂

      Danke für Deinen Einwurf mit der Erythrulose. Das habe ich tatsächlich schon fest auf dem Schirm, denn das nächste INCI-Wiki wird sich diesem Artikel direkt anschließen, wenn es eben um Erythrulose gehen soll *staytuned*

      Um ehrlich zu sein, meide ich Produkte mit Formaldehyd nicht bewusst. Vielmehr sind die meisten meiner verwendeten Produkte ohnehin schon entsprechend reizarm formuliert. Tatsächlich müsste ich da dann schon mal ganz genau hinschauen, ob sich nicht doch irgendwo Formaldehyd eingeschummelt hat.

      Liebe Grüße und einen schönen Start in die kurze Woche,
      Sarah

  • Hallo Sarah,
    Mal wieder ein super inci wiki Artikel, ich liebe diese Serie ja!

    Auf meiner hellen Haut finde ich Selbstbräuner immer etwas schwierig, es wird schnell ungleichmäßig oder zu orange. Was aber gut funktioniert sind Selbstbräuner, die nicht nur DHA, sondern auch Erythrulose enthalten. Ergibt einen harmonischeren Farbton bei heller Haut.

    Wegen der freien Radikale mache ich mir nicht all zu viel Sorgen, da ich Selbstbräuner sowieso nur abends verwende, also nicht damit in die Sonne gehe. Und besser als sonnenbaden ist es sowieso 🙂

    Formaldehyd klingt aber nicht so toll… Das soll ja auch in einigen Konservierungsstoffen enthalten sein, die nach der Parabene Panikmache wieder vermehrt eingesetzt werden. Wie handhabst du das eigentlich? Meldest du solche formaldehydhaltigen Stoffe?

    Liebe Grüße
    Lizzy

    • Hallo liebe Lizzy,

      jetzt also auch noch die Antwort auf das Kommentar hier unter dem neuen INCI-Wiki 🙂

      Danke für Deinen Einwurf mit der Erythrulose. Das habe ich tatsächlich schon fest auf dem Schirm, denn das nächste INCI-Wiki wird sich diesem Artikel direkt anschließen, wenn es eben um Erythrulose gehen soll *staytuned*

      Um ehrlich zu sein, meide ich Produkte mit Formaldehyd nicht bewusst. Vielmehr sind die meisten meiner verwendeten Produkte ohnehin schon entsprechend reizarm formuliert. Tatsächlich müsste ich da dann schon mal ganz genau hinschauen, ob sich nicht doch irgendwo Formaldehyd eingeschummelt hat.

      Liebe Grüße und einen schönen Start in die kurze Woche,
      Sarah

  • Hallo Sarah!
    Das ist nach wie vor meine Lieblingsserie von dir. Und am besten ist der Fun Fact, sowas finde ich in allen Bereichen immer gut. Blöderweise sind das die Fakten, die ich mir am besten merken kann. Das war schon zu Unizeiten so… 😉 DHA klappt bei mir nicht so gut, ich sehe immer aus wie ein Streifenhörnchen. Im Gesicht traue ich mich wegen meiner Akne lieber nicht.
    Übrigens (auch eine Art Fun Fact): In einer Fernsehzeitschrift ist diese Woche ein Artikel mit der Überschrift „Biochemie: Das kleine ABC der Schüßler-Salze“. Ich habe unfähr 10 Minuten lang gelacht.
    Liebe Grüße,
    Verena

    • Hallo liebe Verena,

      haha, irre oder?! Je schräger die Eselbrücken, desto besser behält man es im Gedächtnis. Das ist wohl auch der Grund, dass ich bis heute das PSE auswenig aufsagen kann 😀 *unnützeswissen*

      Du sprichst einen guten Punkt an und deshalb wird das nächste INCI-Wiki vermutlich auch das über Erythrulose sein, das soll im Gegensatz zu DHA nicht gaz so sehr der Streifenhörnchen-Look machen.

      Über den Titel des Artikels in der Fernsehzeitschrift konnte ich mich eben auch ganz gut beömmeln – danke fürs teilen, so beginnt der Tag doch schon mal mit einem herzlichen Lachen… und dem Knallen meines Kopfes auf die Tischkante^^

      Freue mich jedes Mal, wenn Du hier vorbeischaust, liebe Verena!!! Hoffe, Dir geht es gut und Du hast einen schönen Start in die kurze Woche.

      Bis bald wieder und viele Grüße,
      Sarah

  • Hallo Sarah!
    Das ist nach wie vor meine Lieblingsserie von dir. Und am besten ist der Fun Fact, sowas finde ich in allen Bereichen immer gut. Blöderweise sind das die Fakten, die ich mir am besten merken kann. Das war schon zu Unizeiten so… 😉 DHA klappt bei mir nicht so gut, ich sehe immer aus wie ein Streifenhörnchen. Im Gesicht traue ich mich wegen meiner Akne lieber nicht.
    Übrigens (auch eine Art Fun Fact): In einer Fernsehzeitschrift ist diese Woche ein Artikel mit der Überschrift „Biochemie: Das kleine ABC der Schüßler-Salze“. Ich habe unfähr 10 Minuten lang gelacht.
    Liebe Grüße,
    Verena

    • Hallo liebe Verena,

      haha, irre oder?! Je schräger die Eselbrücken, desto besser behält man es im Gedächtnis. Das ist wohl auch der Grund, dass ich bis heute das PSE auswenig aufsagen kann 😀 *unnützeswissen*

      Du sprichst einen guten Punkt an und deshalb wird das nächste INCI-Wiki vermutlich auch das über Erythrulose sein, das soll im Gegensatz zu DHA nicht gaz so sehr der Streifenhörnchen-Look machen.

      Über den Titel des Artikels in der Fernsehzeitschrift konnte ich mich eben auch ganz gut beömmeln – danke fürs teilen, so beginnt der Tag doch schon mal mit einem herzlichen Lachen… und dem Knallen meines Kopfes auf die Tischkante^^

      Freue mich jedes Mal, wenn Du hier vorbeischaust, liebe Verena!!! Hoffe, Dir geht es gut und Du hast einen schönen Start in die kurze Woche.

      Bis bald wieder und viele Grüße,
      Sarah

  • Du schreibst, dass Diabetiker bekannterweise keine Glukose abbauen können. Das ist falsch. Nur der Insulin-abhängige Transport in die Zellen ist gestört. Glukose wird aber zum größten Teil durch Insulin-unabhängigen Transport in die Zellen transportiert. Könnte ein Mensch gar keine Glukose verwerten würden Gehirn und Niere sehr schnell schaden nehmen.

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